Geht es euch auch oft so, dass ihr euch eure Kindheit zurückwünscht?
Als Kind, ich glaube ich konnte damals nicht einmal lesen, wollte ich auch schon alles noch einmal machen. Ich erinnere mich heute noch daran, wie ich einmal als Kind nachts nicht schlafen konnte und im Dunkeln in meinem Zimmer herumsaß. Von draußen schien das Flurlicht herein. Ich überlegte mir, was ich alles nochmal machen wollte.
Später tat ich das selbstverständlich auch. Als ich in der Oberstufe im Mathematik-Kurs saß, dachte ich daran, wie ich mich schon in der vierten Klasse um die Mathe-Hausaufgaben gedrückt hatte und sie dann nachts mit einer Taschenlampe unter der Decke doch machen musste... sonst hätte ich am nächsten Morgen Ärger bekommen.
Hätte ich öfter mal in mein Matheheft (und später meinen Ordner) geschaut, hätte ich wohl später bessere Noten geschrieben. Hätte ich in Latein mal Vokabeln und die Verbformen gelernt, hätte ich wohl bessere Übersetzungen geschrieben. (Mit Schaudern denke ich heute noch an einige Kursarbeiten, in denen ich den Sinn lateinischer Texte total verstümmelte. Zum Beispiel die Geschichte, in der ich vollkommen überzeugt war, sie handelte von Hühnern, die an Bord eines Schiffes eingezäunt waren. In Wirklichkeit handelte die Geschichte von Menschen an Bord eines Schiffes, die sich in Frösche verwandeln.) Heute, wo ich Italienisch und Rumänisch an der Uni lerne, würde ich gerne manches Mal mein früheres Ich an den Hinterkopf schlagen- ich könnte einige Vokabeln, die ich aus dem Lateinunterricht ganz sicher kennen müsste, gebrauchen. Ich glaube, mein Lateinlehrer von damals würde auch den Kopf schütteln, wenn er wüsste, dass ich jetzt im Studium gleich vier Sprachen lerne. Damals attestierte er mir mangelndes Sprachtalent. Das war es aber nicht. Nein, mein früheres Ich war einfach nur total faul.
Deswegen appelliere ich an alle Schüler, auch wenn ich weiß, dass das sowieso nichts bringt. Wir müssen das selbst lernen. Zum Glück brauche ich das Latinum, das ich nach sechs Jahren Lateinunterricht irgendwie doch nicht bekam, nicht für mein Studium. In der Slawistik muss man nämlich zwei moderne Fremdsprachen gelernt haben. Deswegen sitze ich heute im Italienisch-Kurs und freue mich, dass ich einen Grund gefunden habe, Italienisch noch bequem an der Uni zu lernen. Ich weiß, das sagen viele, aber es stimmt: die beste Gelegenheit zum Lernen nicht ganz so geläufiger Sprachen hat man an der Universität- später ist es viel schwieriger.
Und in den Semesterferien schaue ich ab und an noch in mein altes Lateinbuch und denke zurück an Rufus aus Pompeji und Apollodorus, einen griechischen Sklaven, der freigelassen wird :)
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